Fluchen auf Englisch: am Arbeitsplatz empfehlenswert?

    Abkurzung für englischen Fluch "What the fuck"!
    © medesulda/iStock.com
    Von Julian Earwaker

    Sie verlieren eine wichtige Datei für Ihre Präsentation. Sie müssen sich eine ausufernde Beschwerde am Telefon anhören. Sie klemmen sich den Finger in Ihrer Schreibtischschublade ein. Solche Erfahrungen machen Sie auf der Arbeit jeden Tag. „Shit happens”, wie man im Englischen so schön sagt. Und Sie reagieren auf diese Vorkommnisse mit der passenden Sprache: Sie schimpfen.

    Die meisten Menschen fluchen – manchmal aus Wut, manchmal um etwas besonders zu betonen. Studien zeigen, dass Fluchen uns beispielsweise helfen kann, Schmerzen zu ertragen. Schimpfwörter sind Teil eines reichhaltigen Vokabulars, mit dem wir nicht nur Fakten, sondern auch Emotionen kommunizieren.

    55%

    der Befragten insgesamt fluchen bei der Arbeit, nämlich ...

    60%

    der Frauen und ...

    57%

    der Männer.

    aus einer US-Studie aus dem Jahr 2016

    Im Jahr 2006 zeigte eine Studie der Northern Illinois University eine zusätzliche Dimension: Fluchen hatte einen „signifikanten Effekt” auf die Überzeugungskraft von Argumenten. Politiker und Wirtschaftsführer erscheinen glaubwürdiger, wenn sie fluchen, schreibt Pilita Clark auf FT.com. Vielleicht ist das der Grund, warum der britische Premierminister Boris Johnson Berichten zufolge „fuck business” schimpfte, als er sich mit den Sorgen der Industrie über einen No-Deal-Brexit konfrontiert sah. Einflussnehmern aus Wirtschaft und Politik kann gelegentliches Fluchen dazu dienen, ihren Standpunkt zu betonen, Durchsetzungsvermögen und Entschlossenheit zu demonstrieren und sich „volksnah” zu zeigen.

    Und Studien zeigen, dass Fluchen kein Ausdruck von Dummheit ist. Im Gegenteil: Schimpfen kann ein Zeichen für „verbale Gewandtheit“ und soziales Einfühlungsvermögen sein. „Es ist Teil Ihrer emotionalen Intelligenz, zu wissen, wie und wann Sie diese Wörter verwenden“, sagte Dr. Timothy Jay vom Massachusetts College of Liberal Arts gegenüber MedicalDaily.com. „Wenn Sie nur auf die moralische Perspektive achten, übersehen Sie, wie gewöhnlich und normal [Fluchen] ist. Jeder kennt diese Sprache.“

    94%

    von den Befragten, die im Job fluchen, tun es eher im direkten Gespräch.

    66%

    fluchen eher, wenn ihr Vorgesetzter es auch tut.

    93%

    haben Kollegen, die ebenfalls fluchen.

    aus einer US-Studie aus dem Jahr 2016

    Die richtige Balance zwischen Glaubwürdigkeit und Beleidigung zu finden, kann jedoch schwierig sein. „Manchmal kann ein gezielt gewähltes Schimpfwort sogar eine positive Reaktion hervorrufen und deutlich machen, dass man es mit einem wichtigen Thema zu tun hat, das eine leidenschaftliche Reaktion erfordert”, schreibt Monster.co.uk, ein Unternehmen für die Online-Jobsuche. „[Häufiges und übermäßiges Fluchen] wirken sich jedoch negativ auf Ihren Status aus und verringern Ihre Möglichkeiten, sich Respekt zu verschaffen. Menschen, die ständig fluchen, wirken, als wären sie außer Kontrolle.“

    In einer Umfrage fand CareerBuilder.com heraus, dass 81 Prozent der Arbeitgeber denken, dass Fluchen am Arbeitsplatz „Fragen zur Professionalität eines Mitarbeiters aufwirft”.

    „Sie denken vielleicht, dass es lässig ist und Sie sich wohl fühlen, aber Sie sind immer noch am Arbeitsplatz und es gibt ein gewisses Maß an Professionalität, das eingehalten werden muss”, sagte Diane Gottsman, Autorin von Modern Etiquette for a Better Life, gegenüber CNN Business. „Man weiß nie, ob man in Hörweite des Chefs oder von Kunden ist.”

    33%

    würden ein Jobangebot nicht in Betracht ziehen, wenn eine Organisation das Fluchen strikt verbietet.

    25%

    denken, dass Fluchen keine große Sache ist.

    8%

    fluchen in E-Mails.

    aus einer US-Studie aus dem Jahr 2016

    Wichtig ist auch, daran zu denken, dass Fluchen ohne Körpersprache – wie ein Lächeln oder eine hochgezogene Augenbraue – beleidigend wirken kann, weshalb Sie in E-Mails, Texten und Nachrichten besonders vorsichtig sein sollten. Schriftliche Aufzeichnungen können außerdem einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Es lässt sich alles zurückverfolgen”, so Vicki Salemi, eine Karriereexpertin bei Monster.com, gegenüber CNN Business. „Sie haben die E-Mail vielleicht scherzhaft an einen Kollegen geschickt, aber dann wird sie plötzlich die Führungskette entlang weitergeleitet und plötzlich liest die Vizepräsidentin diese E-Mail, unter der Ihr Name steht.”

    Viele Arbeitnehmer wissen, dass Fluchen andere beleidigen kann. Dennoch gibt mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer zu, dass sie am Arbeitsplatz Schimpfwörter verwenden. Manager müssen sich der möglichen Auswirkungen des Fluchens bewusst sein, sagt Entrepreneur.com: „Manche Vorgesetzte haben das Gefühl, wenn sich niemand beschwert hat, ist auch niemand beleidigt. Das ist eine riskante Annahme.” Bestimmte Wörter und Ausdrücke sind immer tabu. Und rassistische, religiöse und andere persönliche Beleidigungen sind innerhalb und außerhalb des Arbeitsplatzes völlig inakzeptabel.

    25%

    fluchen täglich.

    11%

    glauben, dass Fluchen zu einer „positiven Kultur” beiträgt.

    2%

    fluchen vor Kunden.

    aus einer US-Studie aus dem Jahr 2016

    Selbst die mildesten Schimpfwörter können beleidigend sein. Es kommt auf den Kontext und die Person an. Timothy Jay und Kristin Janschewitz schreiben auf PsychologicalScience.org, dass „anstatt das Fluchen als einheitlich schädlich oder moralisch falsch zu betrachten, aussagekräftigere Informationen über das Fluchen gewonnen werden können, wenn man fragt, welche Kommunikationsziele dadurch erreicht werden”. Auf Forbes.com zeigen David Sturt und Todd Nordstrom zum Beispiel den Unterschied zwischen einer positiven, selbstbewussten Verwendung, wie in „wir haben so ein verdammtes Glück”, und der negativen, wenig hilfreichen Verwendung, wie in „du verdammter Scheißkerl”.

    An vielen Arbeitsplätzen gibt es keine genauen Richtlinien bezüglich des Fluchens. Dies lässt den Umgang mit solchen Situationen offen für subjektive Interpretationen – und Anfechtungen. Um potenzielle Konflikte zu vermeiden, schlägt BizJournals.com vor, dass Organisationen eine einfache, aber spezifische Profanitätsrichtlinie haben sollten.

    Wenn Sie befürchten, dass Ihr Fluchen aus dem Ruder läuft, nehmen Sie doch einfach eine App zu Hilfe. Im Jahr 2017 hat die britische Wohltätigkeitsorganisation Comic Relief die App Swear Jar entwickelt, die mithilfe einer Spracherkennungssoftware 47 Schimpfwörter in 21 verschiedenen britischen Akzenten erkennt. Jedes Mal, wenn ein Schimpfwort von der App erkannt wird, wird eine Mikro-Zahlung von Ihrem Konto abgezogen und an die Wohltätigkeitsorganisation gespendet. Eine verdammt brillante Idee!